Loslassen sollte einfach sein. Ist es aber nicht. Ist es nie. Nicht wirklich.

Wir reden uns ein, dass wir jetzt alles hinter uns lassen, dass wir neu anfangen. Und dass es einfach ist. Dass es nicht schlimm ist. Aber das ist es. Jedes Mal.

Weil wir etwas aufgeben. Etwas, das uns für einige Zeit ausgemacht. Ein Teil von uns war, den man sich einfach nicht wegdenken konnte. Man gibt einen Teil seiner Vergangenheit auf. Einen Teil von sich selbst.

Manchmal kann das befreiend sein. Wenn man endlich die letzten Erinnerung an eine gescheiterte Beziehung los wird. Wenn man endlich die Schulbücher auf den Dachboden verschwinden lassen kann.

Leider ist es nicht immer so befreiend. Zumindest nicht für mich. Es ist jedes Mal eine Tortur, wenn ich mich durch meine Schränke wühle und das heraussuche, was ich nicht mehr brauche. Wirklich nur sehr selten kann ich mich dazu durchringen, etwas weg zu schmeißen. Meistens wandert es in eine entfernte Ecke meines Zimmers, wo ich ohnehin nie wieder nachsehen werde. Aber ich kann es einfach nicht in den Mülleimer werfen.

Mir fällt es schwer all diese Dinge aufzugeben. Überhaupt etwas aufzugeben. Am liebsten würde ich alles behalten. Aber das geht natürlich nicht. Deshalb verschwindet alles Stück für Stück. Die Briefe und Einladungen von Freunden, zu denen ich keinen Kontakt mehr habe. Die Bücher und Schulhefte, die ich so lange benutzt und gepflegt habe. Und jetzt auch die Gesetzestexte, die ich für meine Ausbildung gebraucht habe. Die ich jetzt aber nicht mehr brauche, weil ich meine Ausbildung abgeschlossen habe.

Ich habe immer das Gefühl etwas stirbt mit den Dingen, die ich aussortiere. Etwas von mir. Etwas, das ich einmal war. Jemand, der ich gerne wieder wäre. Aber das ist Vergangenheit.

Vielleicht sollte man auch nicht der Vergangenheit nachtrauern. Sie ist vorbei und kommt nicht mehr wieder. Man muss nach vorne schauen. Denn die Zeit wartet nicht auf einen. Sie läuft einfach weiter. Läuft uns davon.

Trotzdem ist es immer wieder aufs Neue schwer loszulassen.